Infobrief der FNR 03/2022: 

Maßnahmen Moorbodenschutz/Torfminderung

Klimawirksame Maßnahmen zum Schutz von Moorböden sowie die Minderung des Einsatzes von Torf sind ein Bestandteil des Klimaschutzpaketes der Bundesregierung. Das BMEL stellt hierfür Mittel aus dem Sondervermögen „Klima- und Transformationsfonds“ (KTF) zur Verfügung.

Die FNR ist vom BMEL beauftragt, die Förderung

  • von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Torfminderung und zum Moorbodenschutz, aber auch
  • für Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Torfersatz im Hobby- und Friedhofsgartenbau sowie zum Moorbodenschutz

als Projektträger zu begleiten. Mit Stand von Oktober 2022 betreut die FNR 42 Projekte mit einem Fördermittelvolumen von 20,3 Mio. €. Die Fach- und Verbraucherinformation zum Thema Torfminderung rundet das Handlungsfeld der FNR ab.

Blumen pflanzen im Garten

Bild: ©Leika production/stock.adobe.com

„Torffrei gärtnern, Klima schützen“: BMEL veröffentlicht Torfminderungsstrategie

Zum Schutz der Moore hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gemeinsam mit seinen Forschungseinrichtungen ein Maßnahmenkonzept entwickelt, um die Verwendung von Torf im Erwerbsgartenbau bis 2030 weitgehend zu reduzieren. Im Hobbybereich soll der Einsatz von Torf bis 2026 beendet werden.

Dazu braucht es Ersatz. Die Entwicklung von Alternativen ist deshalb ein zentraler Aspekt der Maßnahmen zur Torfminderung. Das BMEL fördert deutschlandweit Projekte, in denen Betriebe intensiv dabei unterstützt werden, auf torfreduzierte Substrate umzustellen. Darüber hinaus sollen Fachstellen eingerichtet werden, die Gartenbetriebe während der gesamten Umstellungsphase individuell begleiten.

Moore klimaschonend bewirtschaften – was ist zu beachten? Internationaler Forschungsverbund erarbeitet Empfehlungen

In PEATWISE haben Forschende aus sechs europäischen Ländern und Neuseeland Handlungs- und Politikempfehlungen für eine Bewirtschaftung von Mooren erarbeitet, bei der die Treibhausgasminderung im Fokus steht. Zu den untersuchten Optionen gehörten Paludikulturen mit Torfmoosen, Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras.

Aus Deutschland beteiligte sich das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. Die Forschenden aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden erprobten in Länder-Fallstudien etablierte und neue Methoden zur Treibhausgas(THG)-Senkung auf Moorböden und führten dort THG-Messungen durch. Zudem interviewten sie Expertinnen und Experten zu den Aussichten für die Moorbewirtschaftung bis 2050.

Im Bereich Paludikultur zeigte sich, dass der richtige Wasserstand in Kombination mit der passenden Pflanzenart entscheidend ist, um sehr große THG-Senkungen zu erzielen. Der Anbau von Torfmoosen und Schilf führte zu substantiellen THG-Senken. Insbesondere Torfmooskulturen erzielten positive THG-Minderungseffekte bereits in den ersten Jahren nach der Wiedervernässung.

Torfmoose. Paludikulturen mit Torfmoosen erzielen bereits in den ersten Jahren nach der Wiedervernässung positive THG-Minderungseffekte. Foto: Greta Gaudig/Universität Greifswald

Torfmoose. Paludikulturen mit Torfmoosen erzielen bereits in den ersten Jahren nach der Wiedervernässung positive THG-Minderungseffekte. Foto: Greta Gaudig/Universität Greifswald

Wurzelhüllen als Wasserspeicher

Saat und Pflanzung von Forstbäumen erfordern die kühlen und feuchten Witterungsbedingungen von Frühjahr und Herbst. Forschende des Fachgebietes Urbane Ökophysiologie der Humboldt-Universität zu Berlin, des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde und der Wald-Wiese-Holz GmbH Buckow entwickelten jetzt ein neues Verfahren zur Pflanzung von Waldbäumen mit wasserspeichernden Wurzelhüllen, das die Bestandesbegründung während der gesamten Vegetationszeit ermöglicht. Das Forschungsvorhaben wurde vom BMEL gefördert.

Die neuartigen Wurzelhüllen mit biologisch abbaubarer, zunächst wasserdichter Wand enthalten Roh-Sphagnum (Torfmoos) – ein strukturstabiles, luftreiches Substrat aus der Paludikultur mit extrem hoher Wasserspeicherkapazität. Im Vergleich mit einem weiteren Torfersatz-Substrat und den zur Forstpflanzenproduktion üblichen Substraten auf Torfbasis zeigte das Roh-Sphagnum hinsichtlich der Wasserspeicherkapazität und der Zweigwurzeldichte die besten Ergebnisse.

Wasserspeichernde Folien-Wurzelhüllen mit zwei Monate alten Stieleichen nach Anzucht in einem mit Perlit gefüllten Container. Am unteren Rand erkennbar die Perforation der Folien durch das Wurzelwachstum. Foto: Prof. Rudolph Ehwald

Wasserspeichernde Folien-Wurzelhüllen mit zwei Monate alten Stieleichen nach Anzucht in einem mit Perlit gefüllten Container. Am unteren Rand erkennbar die Perforation der Folien durch das Wurzelwachstum. Foto: Prof. Rudolph Ehwald

Schulwettbewerb Torffrei Gärtnern 2022/23

Der bundesweite Schulwettbewerb „Torffrei gärtnern” ermöglicht es Schulen, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften, sich aktiv mit der Bedeutung von torffreien Produkten auseinanderzusetzen – sowohl für das Gärtnern und die Böden als auch für den Klima- und Moorschutz. Schulklassen oder Arbeitsgruppen von der 1. bis zur 10. Klasse (Grundschule und Sekundarstufe 1) sind bis Ende Mai 2023 dazu aufgerufen, selbst mit torffreier Erde zu gärtnern bzw. sich mit dem Thema Torfminderung zu befassen. Art, Inhalt und Umfang der Projekte sind dabei keine Grenzen gesetzt und können völlig frei gestalten werden.

Bundesweiter Schulwettbewerb des BMEL „Weniger Torf, Moor Schutz!“, Bild: ©Krakenimages.com – stock.adobe.com

Bundesweiter Schulwettbewerb des BMEL „Weniger Torf, Moor Schutz!“, Bild: ©Krakenimages.com – stock.adobe.com

Workshopreihe „Torfminderung im Erwerbsgartenbau“

Die Minderung des Einsatzes von Torf im Erwerbsgartenbau ist eine wichtige Stellschraube zur Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase. Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ökonomie müssen dabei keine Widersprüche darstellen, wie die Ergebnisse der verschiedenen Modell- und Demonstrationsvorhaben zu Torfersatzstoffen zeigen. Um den Transfer neuer Erkenntnisse und Ergebnisse in die Praxis zu beschleunigen und Wissensdefizite abzubauen, führen die FNR und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit Unterstützung des BMEL im Jahr 2022 vier Experten-Workshops zum Thema „Torfminderung im Gartenbau“ durch.

Als Kooperationspartner beteiligen sich der Zentralverband Gartenbau (ZVG), der Industrieverband Garten (IVG) und die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen (ggs).

Der Workshop zu „Weihnachtssterne“ findet am 7. Dezember online statt.

Bild: stock.adobe.com ©VanderWolf Images

Bild: stock.adobe.com ©VanderWolf Images

Workshop „Off the peat path“

Im Auftrag des BMEL lädt die FNR am 22. November 2022 zum Workshop „Off the peat path - Suitability and availability of alternative substrates for peat use in European horticulture“ ein. Die Online-Veranstaltung soll den Wissenstransfer und die Vernetzung europäischer Forschender im Bereich Torfminderung verbessern.

Im Fokus des Workshops stehen die verschiedenen europäischen Ansätze zur Torfminderung im Gartenbau – speziell die Eignung und Verfügbarkeit von alternativen Substraten. Referierende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Irland und Norwegen stellen dazu ihre Forschungsergebnisse vor. Daneben regt eine Podiumsdiskussion zum Thema “The future of peat-free growing media in Europe” zum wissenschaftlichen Austausch an.

Die Teilnahme an dem englischsprachigen Workshop ist kostenfrei.

Video „Klimawirkung von Moorböden“

In Deutschland sind etwa acht Prozent der Agrarfläche für etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Auslöser für die hohen Emissionen sind organische Böden, die zu erheblichen Anteilen aus Kohlenstoff bestehen.

Die bereits bestehende Infografik, die die Klimawirkung unserer Moorböden anschaulich darstellt und mit vielen Details unterlegt, steht nun auch als Video mit weiteren Informationen zur Verfügung. Die FNR macht damit auf ein vielfach noch wenig bekanntes, jedoch für den Klimaschutz wichtiges Thema aufmerksam.

Video zu Moorböden