Infobrief der FNR 01/2022: 

Liebe Leserinnen und Leser,

auf der UN-Klimakonferenz im vergangenen November in Glasgow haben sich über 100 Staaten, darunter Deutschland, einer Initiative zur Reduzierung klimaschädlicher Methanemissionen angeschlossen. Bis 2030 soll der Ausstoß des Gases um 30 Prozent gegenüber 2020 zurückgehen. Das wäre eine Trendumkehr - seit 2007 steigt der weltweite atmosphärische Methangehalt deutlich. Über den Hebel Methan (CH4) lassen sich Fortschritte im Klimaschutz schnell erreichen, denn das nach CO2 zweitwichtigste Treibhausgas hat eine starke Klimawirkung.

Der hohe CH4-Gehalt entspringt sowohl natürlichen als auch anthropogenen Quellen. In Deutschland ist beispielsweise die Landwirtschaft Hauptverursacher, u. a. emittiert die Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern aus der Nutztierhaltung viel CH4. Rund 5,8 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente lassen sich diesem Sektor zurechnen. Die gute Nachricht: Mit der Biogasgewinnung gibt es bereits einen etablierten Weg, diese Emissionen zu senken und dabei zugleich erneuerbare Energien zu erzeugen. Biogas aus Gülle & Co. hat so einen doppelten Klimanutzen: Neben den Methan-Emissionen senkt es durch den Ersatz fossiler Energieträger auch die CO2-Emissionen.

Noch werden erst rund 30 Prozent des Wirtschafts­düngeranfalls in Biogasanlagen zur Energieerzeu­gung eingesetzt. Die Bundesregierung strebt eine deutliche Steigerung dieses Anteils an und hat dies auch im Klimaschutzprogramm 2030 verankert. Vor diesem Hintergrund unterstützt das BMEL über die FNR Aktivitäten in folgenden Bereichen:

  • Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur energetischen und emissionsmindernden Nutzung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen,
  • Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Erhöhung des Anteils von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen sowie
  • Investitionen in emissionsmindernde Maßnahmen zur Vergärung von Wirtschaftsdüngern.

Die Mittel werden aus dem Sondervermögen „Energie- und Klimafonds“ (EKF) der Bundesregierung bereitgestellt.

Während im Forschungs- und Entwicklungsbereich bereits 17 Forschungsprojekte über einen Förderaufruf aus dem Jahr 2020 initiiert wurden, endete ein Aufruf zu Modell- und Demonstrationsvorhaben erst kürzlich. Gesucht wurden hier bundesweit übertragbare Leuchtturmprojekte zur Wirtschaftsdüngervergärung. Ansätze konnten u. a. die deutliche Erhöhung der Einsatzmengen sein, Gemeinschaftsanlagen oder robuste, einfach zu betreibenden Kleinst-Biogasanlagen. Zu diesen und weiteren Themen wurden viele interessante Vorschläge eingereicht, die wir derzeit prüfen.

Weitgehendes Neuland betreten wir mit dem dritten Bereich, der Umsetzung der am 1. Februar vom BMEL veröffentlichten „Richtlinie zur Förderung von Investitionen in emissionsmindernde Maßnahmen bei der Vergärung von Wirtschaftsdüngern“. Mit dieser Fördermaßnahme möchte das BMEL die landwirtschaftliche Praxis in der Breite erreichen. Bis zu 200.000 € pro Unternehmen und Investitionsvorhaben kann die FNR über die neue, bis Ende 2024 geltende Richtlinie ausreichen, zum Beispiel für die gasdichte Abdeckung von Gärrestlagern oder die Umrüstung von Bestandsanlagen für die Wirtschaftsdüngervergärung. Generell sind Maschinen, Geräte, Anlagen und bauliche Einrichtungen förderfähig. Fördervoraussetzung ist eine fachliche Begleitung durch einen Sachverständigen, zum Beispiel einen Umweltgutachter, dessen Aufwand ebenfalls über die Förderrichtlinie unterstützt wird.

Für die Einreichung von Anträgen im Rahmen der Investitions-Richtlinie hat die FNR eigens einen Leitfaden veröffentlicht. Er steht mit weiteren ausführlichen Informationen zur Förderung auf dem neuen Portal wirtschaftsduenger.fnr.de  zur Verfügung.

Die heute rund 9.000 Biogasanlagen in Deutschland sind ein wichtiges Standbein der Energiewende. Ob ihre Zukunft weiterhin in der Stromerzeugung liegen wird oder ob sie künftig ihre Stärken eher bei der Einspeisung von Methan ins Erdgasnetz ausspielen, wird sich zeigen. Methan ist ein Allrounder, der für die Wärmeversorgung, als Kraftstoff, zur Rückverstromung bei Sonne- und Windflauten oder als chemischer Grundstoff in Frage kommt. Gerade im Kraftstoffbereich ist die Biomethannutzung aktuell wirtschaftlich sehr interessant, weil dieser Markt klimafreundliche Optionen gesondert honoriert. Für die Klimabilanz des Methans sind die eingesetzten Rohstoffe entscheidend. Ohnehin anfallende Wirtschaftsdünger und weitere landwirtschaftliche Reststoffe, die keine Flächen verbrauchen und nicht extra angebaut werden, sind hier klar im Vorteil. Experten gehen davon aus, dass noch ein weiteres Drittel der hierzulande anfallenden Mengen an Gülle und Mist mit angemessenem Aufwand für die Biogasnutzung erschließbar ist. Wir arbeiten jetzt noch stärker daran, diese Potenziale für die Energiewende nutzbar zu machen!

Ihr

Unterschrift Dr. Schütte

Dr.-Ing. Andreas Schütte

Dr.-Ing. Andreas Schütte

Dr.-Ing. Andreas Schütte, Geschäftsführer der FNR