Infobrief der FNR 01/2023:
Projekt MikroMais: Mais in Veredelungsregionen effizienter und gewässerschonend düngen
„Es ist allgemein bekannt, dass wir seit fast 30 Jahren einen kontinuierlichen Stickstoffbilanzüberschuss im Pflanzenbau haben“, sagt Professor Frank Eulenstein vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Projektleiter des Vorhabens „MikroMais“. Anders ausgedrückt: „Nur rund jedes zweite gedüngte Kilogramm Stickstoff kommt letztlich in die Pflanze, der Rest kommt sonst wohin – in die Atmosphäre, ins Grundwasser… – das gravierendste ökologische Problem, das wir in der deutschen Landwirtschaft haben“, erklärt Eulenstein. Aber auch ein Zuviel an Phosphor ist bedenklich: Phosphorverbindungen sind nicht leicht löslich und reichern sich im Boden an. Vor allem bei Starkregen verlagern sie sich dann in die Gewässer und führen dort zu übermäßigem Pflanzenwachstum.
Im Projekt MikroMais wird ein Lösungsansatz für den Maisanbau in Regionen mit einem hohen Überschuss an Wirtschaftsdüngern (Gülle, Mist, Biogasgärreste = organische Dünger mit langsamer Nährstofffreisetzung) erprobt. Hier sind die Herausforderungen besonders groß, die Düngebilanzen einzuhalten, denn die Bauern wollen und müssen einerseits ihre Wirtschaftsdünger auf die Felder ausbringen, andererseits aber auch eine schnellwirksame mineralische Düngung zur Maisaussaat verabreichen, da die Pflanzen gerade in der Jugendentwicklung einen hohen Nährstoffbedarf haben. Da kann die Düngebilanz schnell aus dem Ruder laufen. In der Folge bleibt vielen Betrieben nichts Anderes übrig, als einen Teil ihrer Wirtschaftsdünger zu hohen Kosten in andere Regionen zu exportieren.
In MikroMais drillen die Forschenden den Mais zusammen mit einem direkt am Saatgut platzierten, effizienten Mikrogranulatdünger sowie mit Mykorrhizapilzen und phosphor- und stickstoffmobilisierenden Bakterien aus. Daneben erhält der Mais nur Wirtschaftsdünger, aber keine weiteren mineralischen Düngemittel.
Mikrogranulatdünger sind hochkonzentriert und leicht löslich; sie sparen gegenüber den praxisüblichen Mineraldüngern insbesondere Phosphor, aber auch Stickstoff ein. Die Mykorrhizapilze und Bakterien gehen Symbiosen mit den Pflanzen ein und helfen ihnen, aus dem Nährstoffangebot das Maximale herauszuholen. Die Idee ist, dass der Landwirt auf diese Weise seinen Wirtschaftsdünger effizient nutzen kann und nicht exportieren muss, Mineraldünger einspart und trotzdem hohe Maiserträge bei verringertem Risiko von Nährstoffverlusten realisiert.
Ob die Idee funktioniert, werden die Versuche im Vorhaben zeigen, das noch bis März 2024 läuft. Projektpartner sind das ZALF und die Universität Rostock. Unterstützung kommt von zahlreichen Praxispartnern aus den Bereichen Agrarhandel, Maschinenring, Saatgut-, Mikroorganismen- und Düngemittelherstellung.

Mais hat in der Jugendentwicklung einen hohen Nährstoffbedarf. Im Projekt MikroMais bekommt der Mais nur Mikrogranulat- und Wirtschaftsdünger. Die Ziele: Mineraldünger einsparen, Wirtschaftsdünger effizient nutzen, Nährstoffverluste minimieren.
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33. Bernburger Winterseminar Arznei- und Gewürzpflanzen
Am 21. und 22. Februar 2023 luden der Verein für Arznei- und Gewürzpflanzen Saluplanta e. V., die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG) und die FNR zum 33. Bernburger Winterseminar für Arznei- und Gewürzpflanzen ein.
Nach den Corona-Jahren wurde das 33. Winterseminar wieder ausschließlich in Präsenz angeboten, aus technischen Gründen diesmal nicht in Bernburg, sondern in Quedlinburg. Rund 180 Teilnehmende verfolgten insgesamt 16 Experten-Beiträge, die von Unkrautmanagement und Bodenwirksamkeit über den Arzneipflanzenanbau im Klimawandel, Anbau- und Züchtungsfragen rund um Arnika, Großer Odermennig und Fenchel bis hin zur Qualitätssicherung reichten. Wie üblich standen auch internationale Vorträge auf dem Programm, die dieses Jahr aus Kirgisistan und Japan kamen.
Kurzfassungen der Vorträge werden in einem Tagungsband veröffentlicht.
Ergänzend präsentierte die vom BMEL geförderte Nachwuchsforschergruppe Arzneipflanzen des Julius-Kühn-Instituts am 20. Februar aktuelle Zwischenergebnisse ihrer Arbeit mit den Arten Anis, Johanniskraut und Hopfen sowie zu phytopathologischen Fragestellungen und der Nutzung sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe für den Pflanzenschutz. Eine Zusammenfassung dieser Beiträge erscheint demnächst auf pflanzen.fnr.de.
Rückschau zur Seminarreihe „Nawaro anbauen, Fruchtfolgen bereichern, Chancen der neuen GAP nutzen!“
In der Online-Seminarreihe „Nawaro anbauen, Fruchtfolgen bereichern, Chancen der neuen GAP nutzen!“ stellte die FNR gemeinsam mit dem Technologie- und Förderzentrum Straubing (TFZ) im Herbst 2022 insgesamt 5 Nawaro-Kulturen vor, die bereits Praxisrelevanz haben, bei denen im Anbau aber noch „Luft nach oben“ besteht:
- Durchwachsene Silphie
- Leindotter
- Arzneipflanzen
- Agroforst
- Wildpflanzen für Biogasanlagen.
Es ging insbesondere um neue Fördermöglichkeiten im Zuge der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 und um Praxiserfahrungen, aber auch um Forschungsergebnisse. In der Rückschau sind, sofern freigegeben, alle Materialien inklusive des Chatprotokolls verfügbar.
Save the Date: Peatland Perspectives, Auftakt am 23. Mai
Die FNR plant 2023 die 3-teilige, englischsprachige Workshopreihe „Peatland Perspectives“, die zum fachlichen Austausch im Themengebiet Moorbodenschutz beitragen soll. Angesprochen sind insbesondere europäische Forschende. Der erste Termin am 23. Mai widmet sich dem Thema Paludikulturen. Bei den beiden nachfolgenden Workshops geht es dann um THG-Messungen und Kreislaufwirtschaft.
Die Veranstaltungsseite wird in Kürze veröffentlicht.