Infobrief der FNR 03/2022: 

Seminarreihe „Nawaro anbauen, Fruchtfolgen bereichern, Chancen der neuen GAP nutzen!“

In diesem Herbst bietet die FNR gemeinsam mit dem Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) eine kostenlose Online-Seminarreihe an, die sich direkt an die Zielgruppe Landwirte wendet und den Anbau fünf interessanter Kulturen vorstellt:

  • 27. Oktober:     Durchwachsene Silphie
  • 3. November:    Leindotter(misch)anbau und Arzneipflanzen
  • 17. November: Agroforstsysteme
  • 8. Dezember:    Wildpflanzenmischungen für Biogasanlagen.

Landwirte, die diese Kulturen bereits anbauen und weitere Experten aus Wissenschaft, Beratung und Versuchswesen teilen ihre Erfahrungen und ihr Wissen. Das Programm wird in Kürze veröffentlicht.

Unterstützt wird die Veranstaltungsreihe von einer Vielzahl an Partnern, denen wir an dieser Stelle herzlich danken.

„Die Kette muss von hinten gedacht werden“ - Interview mit Fred Eickmeyer von Eskusa zu Arzneipflanzen

Fred Eickmeyer von der bayerischen Firma Eskusa ist einer der wenigen Arzneipflanzenzüchter in Deutschland. Im Interview mit der FNR berichtet er zu Arten, an denen zurzeit gearbeitet wird, wie Arnika, Gelbe und Blaue Lupine und Löwenzahn. Dabei sieht der Pflanzenexperte potenzielle Anwendungsmöglichkeiten weit über den Pharmabereich hinaus. So sind die Lupinenalkaloide eventuell auch für biologische Insektizide und Fungizide, Phytostimulantien, Fraßvergällungsmittel und anderes mehr interessant. Daneben liefern Lupinen natürlich auch Proteine für Food, Feed und technische Zwecke. Russischer Löwenzahn (Taraxacum koksaghyz) und der heimische Löwenzahn wiederum kommen womöglich als Taraxasterol- und Bitterstoffproduzenten in Frage.

Eickmeyer gibt im Interview auch Einschätzungen zu den Perspektiven des Arzneipflanzenanbaus in Deutschland und benennt Hebel für die Ausweitung. „Wenn wir in Deutschland die Anbaufläche für Arznei- und Gewürzpflanzen deutlich steigern wollen, dann müssen wir neben der transparenten Dokumentation auch extrem gute Qualitäten liefern, um unseren vergleichsweise teuren Produktionsstandort zu rechtfertigen. Wir sollten also darauf achten, dass wir nicht irgendein Material anbauen, sondern Material, das maßgeschneidert auf die abnehmenden Betriebe zugeschnitten ist – vielleicht auch zusammen mit diesen Betrieben entwickelt wurde“, sagt er. Eine durchgehende Wertschöpfungskette sei insbesondere im Arznei- und Gewürzpflanzenbereich besonders wichtig: „Nur, wenn hinten ein Abnehmer wartet, ist es sinnvoll vorne zu produzieren und vielleicht auch zu züchten und zu forschen. Die Kette muss also von hinten gedacht werden“, so Eickmeyer.

Versuchsfeld mit Kaukasischem Löwenzahn

Versuchsfeld mit Kaukasischem Löwenzahn

Miscanthus-Sorten in Aussicht, die sich auch säen lassen

Miscanthus verspricht als C4-Pflanze hohe Biomasseerträge und ist als Brennstoff oder Faserlieferant nutzbar. Allerdings steht einer größeren Bedeutung in der Praxis derzeit noch die aufwändige Etablierung entgegen: Der bislang fast ausschließlich angebaute Klon Miscanthus giganteus kann nur vegetativ über die Pflanzung von Rhizomen etabliert werden, was mit relativ hohem Aufwand und hohen Kosten verbunden ist. Eine Vermehrung über Samen ist bei M. giganteus nicht möglich. Hier setzte das Julius-Kühn-Institut (JKI) in seinem Vorhaben Seeded-Miscanthus an. Die Forschenden entwickelten neue Linien, darunter sowohl vegetativ aus Rhizomen als auch aus Samen vermehrbare Linien. Im Ertrag übertraf das neue Material M. giganteus teils deutlich. Einige der Klone meldete das JKI bereits 2020 zur Sortenzulassung an. Für die rhizomvermehrten Klone rechnen die Forschenden in nächster Zeit mit der Zulassung. Die samenvermehrten Klone wiesen leider eine zu hohe Variabilität in morphologischen Merkmalen auf und wurden auf Empfehlung des Bundessortenamts zurückgezogen. 2021 starteten die Forschenden einen neuen Anlauf und meldeten einzelne besonders vielversprechende, samenvermehrbare Klone erneut zur Zulassung an.

Miscanthus sinensis

Miscanthus sinensis; Foto: Christian Pedant - Fotolia

Gefährliche Fremdsamen im Saatgut von Arznei- und Gewürzpflanzen nachweisen

Die Pharmaplant GmbH und das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) haben in einem Forschungsprojekt drei hochselektive Methoden entwickelt, um eine Verunreinigung von Arznei- und Gewürzpflanzen-Saatgut mit Samen von PA-Unkräutern zu erkennen: Die visuell-manuelle Methode, den chemisch-analytischen Nachweis und das DNA-Barcoding.

PA steht für Pyrrolizidinalkaloide – potenziell gesundheitsschädliche, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die von bestimmten Pflanzen gebildet werden. Wachsen sie auf einem Feld mit Arznei-, Gewürz- und anderen Kulturen, können sie ins Erntegut gelangen.

Alle drei Methoden sind besonders sensitiv, mit ihnen lassen sich ein Fremdsame auf 100.000 Kultursamen nachweisen. Mit dem chemisch-analytischen Nachweis ist dies allerdings nur bei Samen mit einem hohen PA-Gehalt möglich.

Die drei Methoden haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile bei Kosten, Zeitaufwand und erforderlichem Fachpersonal. Ein Anschlussprojekt mit dem Ziel der Entwicklung spezieller Nachreinigungstechnik von Saatgut im sehr hohen Präzisionsbereich wird zurzeit diskutiert.